Die korrekte Wiederherstellung verletzter oder zerstörter peripherer Nerven ist wohl die größte Errungenschaft meines Lehrers, Herrn Univ.-Prof. Dr. Hanno Millesi. Er entdeckte, dass es besser ist, die zwei einander zugekehrten Enden eines durchtrennten Nervs nicht zusammenzunähen, wenn der Abstand eine gewisse Länge überschreitet, sondern den Abstand (also das “Loch”) zwischen den beiden Enden durch das Transplantieren eines körpereigenen, entbehrlichen Nervs zu überbrücken.
Diese Entdeckung machte Prof. Millesi weltbekannt. Sie fußte auf der Erkenntnis, dass es unbedingt notwendig ist, Nervenenden völlig spannungsfrei miteinander zu vereinen. Werden stattdessen durchtrennte Nervenenden unter Spannung zusammengenäht, löst dies eine narbige Reaktion an der Nahtstelle aus, die eine mechanische Barriere darstellt und das Wiederausprossen der Nervenfasern be- bzw. verhindert. Die Überlegung war denkbar einfach, Nerven reagieren auf Zug oder Druck wie jede andere Gewebeart auch, sie produzieren Narbengewebe. Um an der Nahtstelle vollständige Spannungsfreiheit zu gewährleisten, ist es also besser, eine längere Wachstumsstrecke in Kauf zu nehmen.
Die von Prof. Millesi aufgestellten Prinzipien zur Chirurgie der peripheren Nerven bilden den derzeit gültigen internationalen Standard und verhalfen unzähligen Menschen zur Heilung bzw. Rückgewinnung verloren gegangener Fähigkeiten.
Die Krankenkassen übernehmen selbstverständlich die Kosten für den Eingriff.